Kontext-sensitive Aphasietherapie

Beschreibung der Fortbildung:

Patienten mit einer Aphasie beginnen ihre Therapie in der Regel mit der Erwartung, dass sie zu Fortschritten sprachlicher Fähigkeiten im Alltag führt. Dazu gehört vor allem, dass sich die Patienten (wieder) problemlos unterhalten können. Um dieses Ziel zu erreichen, steht eine Vielzahl von Therapieansätzen zur Verfügung. Bei der Mehrheit von ihnen liegt der Schwerpunkt auf einem Abbau sprachfunktioneller Defizite, wie z.B. auf einer Reduktion semantischer oder phonematischer Paraphasien. Dieser Schwerpunkt wird durch die Hoffnung motiviert, dass verbesserte sprachfunktionelle Fähigkeiten mit Fortschritten in den Alltagsfähigkeiten verbunden sind.

Der Zusammenhang zwischen funktionellen Verbesserungen und Fortschritten sprachlicher Alltagsfähigkeiten ist jedoch weit weniger eng als gedacht. So gibt es zwar Hinweise darauf, dass mit einer intensiv durchgeführten Aphasietherapie funktionelle Verbesserungen erreicht werden. Die Verbesserungen beschränken sich jedoch häufig auf die Therapiesituation, ein Übertrag auf den Alltag findet damit nur selten statt (mangelnder Transfereffekt).

Ein Grund für den mangelnden Transfer liegt in der dekontextualisierten und damit abstrakten Vorgehensweise, bei der sprachtherapeutische Übungen typischerweise ohne jeden Bezug zur Person und Situation eines Betroffenen durchgeführt werden. In der kontext-sensitiven Aphasietherapie wird darauf geachtet, an die Stelle der abstrakten Vorgehensweise konkrete Situationen zu setzen. Gleichzeitig orientieren sich die therapeutischen Maßnahmen an der top-down Zielsetzung, die auf dem ICF-Modell beruht. Damit ist sichergestellt, dass die sprachlichen Alltagsfähigkeiten von Anfang an in der Therapie berücksichtigt werden.

Ziele des Seminars:

  • Einführung in die top-down Zielsetzung auf der Basis des ICF-Modells
  • Erläuterung der Auswirkungen abstrakter und konkreter Situationen auf die sprachlichen Leistungen von Patienten mit einer Aphasie
  • Darstellung des kontext-sensitiven Therapieansatzes anhand konkreter Beispiele
  • Möglichkeiten des „shaping“ innerhalb der kontext-sensitiven Aphasietherapie: Übungen auf dem Kontinuum von konkreten bis abstrakten Situationen
  • Wichtiger Hinweis:
    Dieses Seminar ist auch kombiniert buchbar mit einem weiteren Seminar, das Herr Grötzbach am gleichen Wochenende anbietet:
    Evidenzbasierte Aphasietherapie am 28.09.2018
    Der Preis bei Buchung beider Seminare beläuft sich auf 310€€. Bitte melden Sie sich einfach für die einzelnen Seminare an, der entsprechende Rabatt wird Ihnen bei Rechnungsstellung automatisch gewährt.

    Datum: 29.09.2018
    Uhrzeit: 09.15 - 16.45 Uhr
    Seminar Nr.: S290918HG
    Dozent: Holger Grötzbach

    Zielgruppe: Logopäden, Sprachtherapeuten, Klinische Linguisten mit Schwerpunkt Neurologie, Auszubildende im letzten Ausbildungsjahr
    Voraussetzungen für die Teilnahme: keine

    Fortbildungsgebühr: 165€ inkl. Fortbildungsunterlagen und Verpflegung
    Unterrichtseinheiten und Fortbildungspunkte: 8

    Anmeldung:
    Eine Anmeldung ist leider nicht mehr möglich.