Sprachspezifische Diagnostik und Therapie bei Kindern mit Late Talker Profil

Beschreibung der Fortbildung:

Late Talker, also Kinder, die im Alter von 24 Monaten über einen expressiven Wortschatz von weniger als 50 Wörtern verfügen und noch keine Wortkombinationen produzieren, erreichen nicht im erwarteten Altersrahmen die Meilensteine der frühen Sprachentwicklung und sind besonders gefährdet, eine Sprachentwicklungsstörung (F80.1 und F80.2 nach ICD- 10) auszubilden (u.a. Rescorla et al. 1997; Sachse 2007; Kauschke 2008; Kühn & v. Suchodoletz 2009). Statt einer klassischen wait-and-see-Haltung sollte die sprachliche Entwicklung genau verfolgt werden. Der Fokus sollte auf einer Prozessdiagnostik liegen. Nationale und Internationale evidenzbasierte Studien berichten von positiven Effekten sprachtherapeutischer Behandlungen bei „Late Talker“-Kindern (u.a. Weinert 2002; Schlesiger 2005; 2007, Siegmüller et al. 2010; Girolametto et al. 1996). Bei der direkten sprachtherapeutischen Arbeit mit den kleinen Kindern besteht das Therapieziel darin, den Wortschatzaufbau bis zum Eintritt in den Vokabelspurt bzw. Produktion von Wortkombinationen zu unterstützen, so dass sich im Anschluss neben lexikalischen insbesondere auch grammatische Lernprozesse möglichst eigenaktiv entwickeln können.

Methodisch werden sowohl modellierende sprachrezeptiv-orientierte als auch evozierende sprachproduktiv-orientierte Methoden vorgestellt. Ziel dieser entwicklungsproximalen Therapie ist, die Auslösung von Entwicklungsprozessen, die an die jeweils aktuelle Sprachenwicklungsphase des Kindes anschließen und beim Kind ein Höchstmaß eigendynamische Entwicklung freizusetzen.

Ziel des Seminars:

Den TeilnehmerInnen wird das nötige Handwerkszeug für die diagnostische und therapeutische Arbeit mit Late Talkers vermittelt. Dafür erhalten die Teilnehmer einen kurzen Überblick über den ungestörten Spracherwerb und mögliche Abweichungen in den ersten drei Lebensjahren. Auf der Basis von Fallbeispielen werden schließlich die zentralen Grundlagen zum Erscheinungsbild der Late Talkers praxisorientiert vermittelt:

• Häufigkeit
• Ätiologie
• Symptomatik
• Prognose
• Entwicklungsverläufe

Schließlich werden überblicksartig Evaluationsstudien und evidenzbasierte Konzepte zur sprachtherapeutischen Frühintervention bei Late Talkern vorgestellt. Im Praxisteil stehen die Planung und die Durchführung von verschiedenen Therapiemethoden im Fokus. Während im Rahmen der Therapieplanung vor allem Fragen bzgl. des auszuwählenden lexikalischen Materials (welche Wörter zu welcher Zeit) und der Lernrate (wie viele Wörter pro Sitzung) im Vordergrund stehen, werden im Bereich der Therapiedurchführung verschiedene Therapiemethoden erarbeitet. Diese basieren auf klassischen Vorgehensweisen in der Kindersprachtherapie und sind sowohl auf die Sprachverarbeitung bzw. das Sprachverständnis ausgerichtet, als auch auf Sprachproduktion- und gebrauch. Im Fokus stehen u.a. Inputspezifizierungen (Siegmüller & Kauschke 2006, Siegmüller et al. 2010) Übungen und Modellierungen in Anlehnung an PLAN (Siegmüller & Kauschke 2006; Dannenbauer 2002, Schlesiger 2009) sowie prosodische Techniken (Penner 2004).

Datum: 20./21.03.2015
Uhrzeit: 1. Seminartag 13.00 - 18.00 Uhr, 2. Seminartag 09.15 - 16.30 Uhr
Seminar Nr.: S200315PP
Dozent: Patricia Pomnitz

Zielgruppe: Logopäden, Sprachtherapeuten, Klinische Linguisten, Neurolinguisten, Sprachheilpädagogen
Voraussetzungen für die Teilnahme: keine

Fortbildungsgebühr: 230€ inkl. Fortbildungsunterlagen und Verpflegung
Unterrichtseinheiten und Fortbildungspunkte: 14

Anmeldung: